Services Services

Ludo Theunissen teilt seine neuesten Erkenntnisse im Kreditmanagement

Kerstin Eder |

Ludo Theunissen ist Präsident der Federation of European Credit Management Associations (FECMA) sowie Gründer und Präsident des Instituut voor Kredietmanagement (IvKM), der belgischen Vereinigung für Kreditmanager. Wir schätzen es sehr, dass dieser langjährig anerkannte Experte im Bereich des Kreditmanagements als Referent für unsere Credit Management Expert Session im November 2023 gewonnen werden konnte. Aufgrund der sehr lebhaften Diskussion konnten die Teilnehmer von dieser Veranstaltung stark profitieren. Das Feedback zu seiner Präsentation war äußerst positiv.

Wir freuen uns daher, mit Ihnen einige Einblicke zu teilen, die während der Veranstaltung in einem kurzen Video festgehalten wurden. Darin behandelt er die Bedeutung des internationalen Kreditmanagements, die wichtigsten Trends bei Insolvenzen und Zahlungsverhalten, die neue EU-Verordnung zum Zahlungsverzug, den ESG-Rechtsrahmen und die Auswirkungen von KI im Kreditmanagement.


Nachfolgend haben wir die wichtigsten Aussagen für Sie zusammengefasst. Das dazugehörige Video steht darunter für Sie zur Ansicht bereit.

Ludo Theunissen at R4CM Belgian Expert Dinner Session BEN

Das Foto zeigt, von links nach rechts, Mohammed Merkachi, Corporate Head of GTM Own IP in Europe bei SOA People, Tarek Bougroug, Corporate Director leading Cloud, Innovation & Products bei SOA People, Ludo Theunissen, Präsident bei FECMA und Präsident bei IvKM, und Kerstin Eder, Marketing Manager bei SOA People.

Herausforderungen im internationalen Kreditmanagement  

Wenn wir mit ausländischen Unternehmen Geschäfte machen, müssen wir uns auf Daten stützen, die sich oft von denen in unserem eigenen Land unterscheiden. Obwohl die Europäische Union versucht ihre Rechtsvorschriften zu harmonisieren, gibt es immer noch einige Unterschiede zwischen den Rechtsvorschriften der einzelnen EU-Mitgliedstaaten. Außerdem unterscheidet sich die Zahlungskultur und das Zahlungsverhalten nicht nur zwischen den EU-Ländern, sondern auch den Ländern weltweit.

Trends bei Insolvenzen und Zahlungsverhalten

Während der jüngsten Krise wurden die Insolvenzen durch alle möglichen staatlichen Maßnahmen künstlich niedrig gehalten. Viele Experten erwarteten daher, dass die Insolvenzen nach der Krise wieder ansteigen würden, als eine Art Ausgleich für die nicht eingetretenen Firmenpleiten. Bislang haben wir aber keinen massiven Anstieg der Insolvenzen erlebt. Dennoch ist davon auszugehen, dass es im Jahr 2024 einen Anstieg geben wird.

Was die Zahlungsfristen betrifft, so ist die Situation ebenfalls nicht als gut oder gesund zu bezeichnen. Viele Unternehmen nutzen aktuell die Gelegenheit, ihren Lieferanten längere Zahlungsfristen aufzuerlegen. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass vor allem große Unternehmen ihre Lieferanten zur Finanzierung ihres Betriebskapitals nutzen.

Neue EU-Verordnung zum Zahlungsverzug

Diese neue Verordnung ist noch immer nicht verabschiedet worden, und der Widerstand wächst weiter. Ich rechne jedoch damit, dass sie letztendlich verabschiedet wird.

Das Bemerkenswerte an dieser EU-Verordnung ist ihre Kompromisslosigkeit. Sie schreibt eine Zahlungsfrist von 30 Tagen vor, ohne die Möglichkeit, längere Zahlungsfristen zwischen den Parteien auszuhandeln. Infolgedessen werden sich die Zahlungsfristen in einigen Sektoren wie dem Einzelhandel und dem Baugewerbe drastisch verkürzen.

Außerdem dürfen Lieferanten nicht mehr auf ihr Recht verzichten, Verzugszinsen auf überfällige Zahlungen zu erheben. Dies wird zu einem zusätzlichen Verwaltungsaufwand führen, um einen besseren Überblick über die Konformität der eingehenden Zahlungen zu erhalten. Diese neue EU-Verordnung zum Zahlungsverzug wird daher grundlegende Auswirkungen auf das Kreditmanagement, die Kreditmanagement-Prozesse, die Zahlungsstruktur und das Zahlungsverhalten der Unternehmen haben.

ESG-Rechtrahmen

Diese neue Verordnung führt Regeln für die Berichterstattung über Umwelt-, Sozial- und Governance-Maßnahmen ein, die einen großen Einfluss auf die Unternehmensstrategie der Unternehmen haben werden. Unternehmen müssen ESG-Maßnahmen nicht nur einhalten, sondern auch darüber berichten. Dies gilt nicht nur für ihr eigenes internes Verhalten, sondern auch für ihre Kunden und Lieferanten, für die die Unternehmen zusätzliche Strukturen einrichten müssen.

Bei der Kreditwürdigkeitsprüfung muss die Einhaltung der ESG-Anforderungen berücksichtigt werden, was zur Ablehnung von Kunden führen kann, die die ESG-Vorschriften nicht einhalten. Kreditmanager müssen daher wissen, wie sie die ESG-Compliance ihrer Kunden bewerten können und wie sich dies auf das Ergebnis der Bonitätsprüfung auswirkt.

Künstliche Intelligenz (KI) im Kreditmanagement

Mit der wachsenden Menge an neuen Daten steigt auch der Bedarf an Flexibilität. KI wird daher immer häufiger zum Einsatz kommen. Wir müssen zum Beispiel neue Daten für die ESG-Regeln in unsere Bonitätsbewertungen integrieren. Die Inkassoprozesse können weiter optimiert werden, um sie individuell an die einzelnen Kunden anzupassen. Der Einsatz von KI im Kreditmanagement und Digitalisierung insgesamt birgt ein großes Potenzial und wird sicherlich zukünftig einen großen Einfluss haben.

 

Interview mit Ludo Theunissen, Präsident der Federation of European Credit Management Associations (FECMA) sowie Gründer und Präsident des Instituut voor Kredietmanagement (IvKM), dem belgischen Verband für Kreditmanager.

Share this blog: